PRESSEMITTEILUNG zum Tag der Erde am 22.04.2017

GRÜNE LIGA Thüringen zweifelt an Notwendigkeit der neuen Stromtrasse Vieselbach – Pulgar

Trasse wird sächsischen Braunkohlestrom durch Thüringen und das Weimarer Land transportieren

Der Umweltverband GRÜNE LIGA Thüringen hat erhebliche Zweifel an den Zielen der 380 kV Neubaustrecke Vieselbach – Pulgar. Laut Vorhabenträger 50 Hertz wird die Trasse als “…Netzverstärkung gebaut. Sie ist geplant, um die Übertragungskapazität der bestehenden Höchstspannungsleitung zu erhöhen und um den im Norden und Osten erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien allen Verbrauchern in Deutschland zur Verfügung zu stellen.“

„Die Bürger sollten sich kein ´X´ für ein ´U´ vormachen lassen“ so Grit Tetzel von der GRÜNEN LIGA Thüringen e.V., denn der Osten der Republik ist nicht dafür bekannt, ein Mekka der Stromproduktion aus erneuerbaren Energie zu sein – schon gar nicht der Freistaat Sachsen.” Laut Umweltbundesamt hat Sachsen 2015 bei der Nettostromerzeugung aus erneuerbarer Energie (EE) einen Anteil von 13,5 % und liegt damit an viertletzter Stelle im Bundesvergleich. Dagegen liegt der Anteil aus Braunkohle bei 75 % und übertrifft damit noch Brandenburg, dem Mutterland der Braunkohlenverstromung. Die Nettostromproduktion aus EE in Thüringen lag 2015 bei 58,7 % – das bedeutet Rang 2 nach Mecklenburg Vorpommern im Bundesvergleich.Vor diesem Hintergrund zweifelt die GRÜNE LIGA Thüringen, daß die neue Trasse Strom aus Erneuerbaren Energien transportieren wird. „Und wenn wir den Blick noch weiter östlich richten, dann könnte in naher Zukunft auch polnischer Atomstrom durch die Leitung fließen, denn die polnische Regierung ist festentschlossen, mit dem Bau von mindestens einem Atomkraftwerk in die Stromproduktion einzusteigen. Der Export nach Westeuropa über bestehende, gut ausgebaute Leitungen scheint daher naheliegend.

Widersprüchlich: Nutzung der bestehenden Trasse oder doch neue Trasse geplant?

Laut Bundesnetzagentur soll das Vorhaben vermeintliche Überlastungen im Netz beseitigen und über den Neubau einer zweisystemigen 380-kV-Leitung in “bestehender Trasse” umgesetzt werden. In den  aktuellen Veröffentlichungen spricht der Vorhabenträger jedoch von der Suche nach geeigneten  Korridoren. Warum neue Korridore suchen, wenn doch die „alte“ Trasse genutzt werden kann? Neue und zum Teil erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft wären die Folge.

Tag der Erde: Braunkohle läßt Dörfer verschwinden – Energiehunger frisst Landschaft und Boden

Pulgar ist oder besser war ein Ort bei Leipzig der der Braunkohlenindustrie weichen mußte. „Eine Trasse nach einem Ort zu benennen, den es seit mehr als 45 Jahren nicht mehr gibt, ist schon fast zynisch.“ so ein Vertreter der GRÜNEN LIGA Thüringen. Anläßlich des Tag der Erde, der weltweit jedes Jahr am 22. April begangen wird, möchte die GRÜNE LIGA Thüringen an dessen Bedeutung – auch 47 Jahre nach dem er ins Leben gerufen wurde – erinnern. Ziel der Gründerväter war es, die Menschen für den Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen zu sensibilisieren und den sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen bewußt zu machen. V.i.S.d.P. Grit Tetzel